Sonntag, 18. Dezember 2011

Get on with it!

Die Narration neigt zum Abschluss. Irgendwie will man ja doch mal wissen, wie es denn nun ausgegangen ist. Nichts gegen ein gutes offenes Ende, das muss auch sein. Aber ein logisches Finale ist nicht zu verachten und entspricht einem menschlichen Grundbedürfnis. Es gibt aber Narrationen, die kommen nicht auf den Punkt und laufen sich tot. Ich hege den Verdacht, das könnte bei The Game of Thrones der Fall sein - und es ist akut bei How I Met Your Mother vorzufinden. Die Geschichte geht weiter und weiter und weiter. Nichts deutet darauf hin, dass Architekt Ted endlich die Mutter seiner Kinder kennenlernt und damit die Story an ihren im Titel versprochenen Endpunkt gelangt. Es wird aber Zeit. Im Gegensatz zu The Big Bang Theory steht bei HIMYM der Plot und die Charakterentwicklung im Vordergrund - nur leider wissen die Autoren nicht mehr genau, wie sich die Protagonisten noch entwickeln sollen. Klar, Barney will irgendwie seßhaft werden und, klar, der nächste Schritt der beiden Ewigverliebten Lily und Marshall ist natürlich ein Kind und jetzt kommen die Schwangerschaft-Gags. Das ist alles mächtig Gähn.

Dabei war die Serie über fünf Staffeln tatsächlich soetwas wie die Weiterführung von Friends für die Nullerjahre mit einem herrlich verdrehten Metahumor. Ging es bei Friends noch um Freundschaften als Ersatzfamilie, dekliniert HIMYM die etablierten Beziehungsformen unserer Zeit durch: Die konservative Zweierbeziehung, die Singles-auf-der-Suche und ihre Nöte sowie der promiskuitive Single-und-stolz-drauf-Macho. Das alles wurde verpackt in ein geschicktes Konstrukt aus dem Versprechen der großen Liebe kontra neurotischer Suche nach dem Ewig-Neuen. Nichts davon ist wahrharftig und doch gibt es keine richtige oder falsche Lösung: Beide Systeme - Ehe wie auch Single-Dasein - sind fehlerbehaftet. Das war die Stärke von HIMYM: Die Autoren legten sich nicht fest, auch wenn sie es durch die Hintertür letztendlich doch taten. Schließlich lebt Ted glücklich verheiratet in einer nicht näher definierten Zukunft und kann seiner Vorzeigefamilie (zwei Kinder: Mädchen, Junge) von seinen wilden Zeiten erzählen.

Nach der fünften Staffel hätte Ted einfach die Frau mit dem gelben Regenschirm treffen sollen. Seitdem geht es bergab: Die Einfälle sind fade, die Gags reycelt (einige sogar direkt aus Friends übernommen), die Charaktere in ihrem beschränkten Handlungsspielraum inzwischen banal. Die kreative Hochphase ist vorbei, nach dem gemeinsamen Höhepunkt wird noch ein bißchen geplaudert, ehe man irgendwie leicht unbefriedigt dahindämmert. Barney und Robin müssen sich nochmal durch die Erkenntnis quälen, doch füreinander bestimmt zu sein, Marshall und Lily kämpfen mit schwachen Witzen über Schwangerschaftshormone und Ted ... macht irgendwas. 

Und doch will man noch wissen, wie er nun seine Seelenpartnerin gefunden hat. Allein, man quält sich genauso wie der inzwischen in den Hintergrund gedrängte Protagonist auf der Suche nach der großen Liebe. HIMYM ist nicht über den Hai gesprungen - vielmehr trödelt es vor sich hin wie ein kleiner Bub auf dem Weg in die Bildungsanstalt. Ein ebenso putziger wie deprimierender Anblick ...

Donnerstag, 17. November 2011

Youth gone mild

Ohweh, das ZDF will jugendlich sein. Das war der erste Gedanke, als zdf.kultur seinen Sendebetrieb aufnahm. Klar, Vorurteile. Richtig? Leider nein. Nach ein paar Wochen stiller und vor allem cringe-gefüllter Beobachtung wird klar: sie können's einfach nicht, die Mainzer. Alles hier ist bemüht auf hip getrimmt, nichts wirkt locker oder gar selbstverständlich. Der juvenile Geist wird mit dem Holzhammer vorangetrieben,  hinter der Kulisse ächzt die geistige Haltung eines gerontokratischen Gremiums - typische ZDF-Kost eben.

Der Marker will wohl sowas wie eine avantgardistische Newssendung sein, die Plauderazubis wurden frisch aus dem Moderationstraining vor die Kamera geschubst und reden wirr. Dazu werden die kommenden Sendungen angekündigt: ZDF rocken es eben old school. Das hat den Charakter eines lahmen Improvisationstheaters, das nicht ganz verstanden hat, dass das Publikum nicht MIT der Truppe lacht.

Ebenso befremdlich wirkt die Kultursendung kulturpalast. Der Name spricht Bände: Die Kultur, das mystische Heiligtum. Bitte mit tief gesenktem Haupt durch dieses prächtige Gebäude schreiten und ja nichts antatschen. Schnelle Schnitte suggerieren flottes Erzählen, sind aber hektisch und zerfahren. Die verkrampft morderierende Pegah Ferydoni wirkt wie die ProSeminar-Variante einer Viva-Moderatorin: Blödsinn reden, dabei immer etwas schelmisch lächeln, kurze Sätze hinwerfen und platte Punchlines vom Prompter runterbeten. Das ist nicht frech oder aufmüpfig, sondern einstudiert und miefig. Die Beiträge haben die begrenzte  Länge des Arte Journals, kratzen nur an der Oberfläche und wollen überhaupt nicht tiefer in die Materie eindringen. Wer sich zudem heutzutage über die Kunst und das Aussehen eines Marilyn Manson (hui, der ist aber voll gruselig und malt merkwürdige Bilder) belustigt, sollte mal darüber nachdenken, wen man denn eigentlich ansprechen will. Selbst die Kulturzeit hat mehr jugendlichen Esprit.

Der Ratschlag gilt auch für die Pixelmacher, der gescheiterten Bemühung, Games einen Raum im Öffentlich-Rechtlichen Fernsehen einzuräumen (gut, gab es schon einmal in den 90ern, aber reden wir lieber nicht darüber). Ein ehrenwerter Versuch, und tatsächlich kann die Redaktion ab und an ein paar interessante Themen aufgreifen - doch wer noch umständlich erklärt, wie bestimmte Genre oder Spielmechanismen funktionieren, nimmt seine angepeilte Zuschauerschaft nicht ernst. Man darf der Zielgruppe ruhig etwas Wissen zutrauen. Wenn man sich dann über Literatur in Games mit einer verhärmten Bibliothekarin(!) unterhält, die weder sonderlich literaturwissenschaftlich geschult war, noch jemals einen Kontroller in der Hand hatte, sollte dringend sein Konzept überdenken. Mein Vorschlag: Holt euch endlich die GameOne-Truppe, gebt ihnen Geld und ein Stunde Sendung in der Woche und wir werden die beste Games-Sendung im deutschen Fernsehen erleben ... aber eher gestehen sich Claus Kleber und Gundula Gause vor laufender Kamera ihre Liebe, als dass wir ein wirklich innovatives, gewagtes ZDF-Programm sehen.

Dienstag, 8. November 2011

It all started with a Big Bang ...

Die nunmehr fünfte Staffel von The Big Bang Theory ist bereits in vollem Gange (Stand beim Verfassen: Achte Episode) und sieht bis jetzt ganz ordentlich aus. Zwischendurch hatte man das Gefühl, dass die Serie an Schwung verloren hat, aber das Gute an TBBT ist einfach, dass die Show ohnehin mehr wie eine Nummernrevue funktioniert und nicht auf Charakterentwicklung oder große Storylines Wert legt - es geht um die Gagdichte, nicht um ausgefuchste Plots.

Vorallem die Integration der neuen Charaktere hat sich inzwischen als Glücksgriff herausgestellt: Amy ist das biologistische Pendant zum Technokraten Sheldon, versteht die Welt als reines Funktionieren von biologischen und chemischen Prozessen. Fehlt nur noch der Kulturwissenschaftler und das akademische Trio Infernal wäre perfekt. Auch Bernadette, die Howards fatalistische Mutterliebe widerspiegelt (schließlich trägt sie schon Züge der drakonischen Cholerikerin) hat sich ihre Stellung im Cast verdient erkämpft.

Leider verkümmern bei diesem übermächtigen Fokus auf Sheldon die anderen Charaktere etwas: Sie sind oft nur noch Stichwortgeber für seine sarkastische Vision du Monde und funktionieren nur noch nach als festgezurrtes Bündel an Charakteristka. Penny verblasst dabei zusehends. Chuck Lorre zeigt mit TBBT weiterhin, dass er mehr drauf hat, als banale Fäkalgags - hoffen wir, dass der Haisprung TBBT noch ein wenig erspart bleibt.

Sonntag, 6. November 2011

Unendliche okkulte Weiten

Dunkle Materie und die totale Einsamkeit: Der Black Metal dreht sich immer mehr um Beklemmungszustände, wie sie auch Dark Space oder Event Horizon vermitteln. In die Sterne blickten bereits in den 90ern die komplett vergessenen Oxiplegatz, die Finnen von Oranssi Pazuzu würzen nunmehr ihr Gekräche mit barjazzigem Lounge ... das musikalische Pendant zu Carpenters Dark Star. Das erste Album "Muukalainen puhuu" ziert dann auch konsequenterweise ein passendes Cover, das neue Album sieht jedoch mehr nach einem typischen Dan Seagrave-Werk mit Lovecraft-Bezug aus. Schade, die Musik bleibt aber weiterhin erfrischend seltsam.